Neben den Aktivitäten um den Lehrpfad kommt es immer wieder zur Zusammenarbeit mit befreundeten Vereinen, die
sich überwiegend mit lokaler Geschichte beschäftigen. Hier wird u.a. Hilfe abgeboten, wenn Themen für die Öffentlichkeit aufgearbeitet
werden. Aus dem eigenen Archiv können Quellenmaterial, Karten oder bergbaugeschichtliche Exponate bereit gestellt werden. Praktische
Hilfe wird auch bei der Gestaltung von Informationstafeln angeboten. Hier werden einige Beispiele aus den vergangenen Jahren
vorgestellt.
Eine seit Jahren bestehende Zusammenarbeit mit dem VHS-Kurs zur Geschichte von Linden und Dahlhausen führte zum Anlegen
des Bergbaulehrpfads und einer Buchreihe zum lökalen Bergbau.
Wie unterschiedlich diese Kooperation aussieht, zeigen einige Beispiele.
Die Beziksvertretung Bochum-Südwest hatte vor zwei Jahren die Herrichtung eines Aussichtspunkt mit Panoramablick
ins Ruhrtal angeregt. Am Standort des im Jahr 1900 errichteten Restaurants Horkenstein konnte am 23. Oktober eine Infotafel
aufgestellt werden, die von den Naturfreunden Bochum Linden-Dahlhausen gesponsert und vom Bergmannstisch Bochum-Süd gestaltet wurde.
Im Rahmen einer kleinen Feier wurde sie der Öffentlichkeit übergeben.
Im Anschluss folgte im Vereinslokal der Naturfreunde ein Vortrag von Walter Ganterberg, in dem er einen Überblick zur Geschichte
des Restaurants Horkenstein gab.
Die Veranstaltung wurde musikalisch aufgelockert. Der Sänger Peter Jörn Rüddenklau trug u.a. Lieder von Heinrich Kämpchen vor, der ganz in der Nähe wohnte (Näheres unter Tafel 32 des Bergbaupfades ).
Der Bezirksbürgermeister Marc Gräf bei seinem Grußwort als Vertreter der Stadt Bochum.
Der Bergmannstisch Bochum-Süd wurde durch seinen Vorsitzenden Walter Gantenberg vetreten.
Die Informationstafel stand sofort im Interesse der zahlreichen Teilnehmer der Veranstaltung.
Für die gelungene Zusammenarbeit stehen hier (v.l.n.r.) Marc Gräf - Bezirksbürgermeister, Jochen Hopmann - Vorsitzender Naturfreunde und Engelbert Wührl - Koordinator beim Bergmannstisch Bochum-Süd.
Der Heimatverein Hattingen hat eine Ausstellung zum Hattinger Bergbau zusammengestellt, die 2015 bis zum
6. Dezember im Bügeleisenhaus gezeigt wurde. Ergänzende Informationen zu Luftschutzbunkern und Versorgung komplettierten die
Thematik. Die Besucher erwartete kein "Megaevent", sondern eine Präsentation von vielen kleinen Exponaten, die in den
großen Ausstellungen eher übersehen werden.
Ein "Randthema" war die Präsentation von Konsolenspielen, die zum Thema der Ausstellung passen. Eines konnte auf einem
alten Schätzchen vor Ort gespielt werden.
Der Bergmannstisch Bochum-Süd hat zwei Puppen beigesteuert, die einen Bergmann in Arbeitskleidung zeigen und als Kontrast
im "Kittel", der traditionellen Kleidung bei festlichen Anlässen wie Bergfesten oder Paraden. Heute sieht man sie meist
bei Auftritten von Knappenchören oder bei offiziellen Terminen der Knappenvereine.
Die folgenden Bilder geben einen kleinen Eindruck der Ausstellung wieder (größere Ansicht mit Mausklick).
Auf Flözkarten kann die Lage der Hattingen Zechen und die von ihnen abgebauten Flöze nachvollzogen werden.
Hier ist auch die Sonderstellung des Hattinger Bergbaus zu erkennen. Es wurde viel Eisenerz gefördert, das hier in einigen
Steinkohleflözen stark angereichert war und mit zur Gründung der Henrichshütte führte. Steinkohlenbergbau größeren Ausmaßes
gab es erst nach dem 2. Weltkrieg. Die 1939 begonnene Zeche Aurora (ab 1953 Schacht Eugen Eickmann) förderte bis 1965.
Sie war eine "kleine Großzeche" mit maximal 292 Beschäftigten und maximal 112959 t Jahresförderung. Die Großanlagen im Norden
des Reviers wie Zollverein oder Prosper förderten diese Menge in etwa 10 Tagen.
Ein weiterer Betrieb war ein Aussenschacht der Zeche Alte Haase in Buchholz, wo ca. 1100 t Kohle täglich abgebaut wurden. Die
vielen weiteren Zechen waren überwiegend Kleinstbetriebe. Einige davon bauten nur Erz ab.
Am Malakowturm fand am 3. Oktober die Übergabefeier von zwei Kohlenwagen und einem Abteufkübel aus den Beständen der
stillgelegten Zeche Gibraltar an die Stadt Bochum statt. Die Veranstaltung wurde vom Knappenverein Stiepel-Dorf und vom Geschichtsverein
Stiepel unter der Beteiligung befreundeter Vereine durchgeführt. Es waren insgesamt gut 100 Mitglieder von Knappenvereinen in
ofizieller Tracht ("Bermannskittel") anwesend.
Im Rahmen der Feierstunde wurde offiziell eine Spendenaktion für den dauerhaften Erhalt des Turmes (Dach) eröffnet. 2016 konnte
das Dach fertiggestellt werden.
Der Turm von Brockhauser Tiefbau. Er ist der zentrale Standort des Berbaulehrpfads in Bochum-Stiepel. Um den Witterungseinfluss zu minimieren soll er wieder ein Dach erhalten. Dazu ist jede Spende willkommen.
Die Konstruktion der Kohlewagen ist einzigartig. Sie wurden in eine Seilbahn einghängt, die von der Zeche Klosterbusch über die Ruhr zur Kohlenaufbereitung am Bahnhof Herbede führte.
Der Spielmannszug Eppendorf sorgte für die musikalische Begleitung.
Die ersten Gäste kamen schon eine gute halbe Stunde vor dem Beginn. Das Wetter hatte an diesem Tag ein Einsehen und legte eine Regenpause ein.
Besonderes Interesse erweckte ein umgebauter Kohlewagen des Knappenvereins Bochum-Werne. Hinten ein Grill und vorne ein Zapfhahn mit integriertem Bierfass.
Der BBS pflegt Kontakte zu benachbarten Heimatvereinen. So nahmen auch Mitglieder an einer Veranstaltung des
Geschichtskreis Eiberg teil.
Diese ehemalige Landgemeinde wurde 1926 aufgelöst und den umliegenden Gemeinden zugeteilt. Heute liegt je etwa 50% der Fläche
auf Essener und Bochumer Stadtgebiet. Die höchste Stelle war an der Sudholzstraße. Hier wurde 1913 ein Wasserturm errichtet, der
die Wasserversorgung auch in Dahlhausen sicherte. Er wurde 1973 abgebrochen.
Mit einer kleinen Gedenkfeier am 14. September wurde an den Turm erinnert und eine Tafel eingeweiht. Dieser Tag war sonnig - davor
und danach war Wasser von oben angesagt. So bliebt die Veranstaltung zum Wasserturm wundersamerweise trocken. Die Tafel steht auf
Privatgelände (Siegfried Herrmann, Mitglied des Geschichtskreis).
Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von den Höntroper Bläsern. Die Fahne auf der Wiese markiert den Standort des Wasserturms.
Die privat finanzierte Tafel nach der Enthüllung durch ...
... den Bezirksbürgermeister Essen-Steele, Norbert Kraemer und die Bezirksbürgermeisterin Bochum-Südwest, Doris Erdmann. Rechts davon der Vorsitzende des Geschichtskreis Eiberg, Gregor Heinrichs und der Grundstückseigentümer, Siegfried Herrmann.
Der Wasserturm war eine weit sichtbare Landmarke. Wieso er von den Eibergen "Handgranate" genannt wurde ist leicht anhand des Fotos auf der Tafel nachvollziehbar.
Im Jahr 2013 jährte sich zum 70. Mal der Tag der Bombardierung der Möhnetalsperre, die auch verwüstende Auswirkungen
mit ihrer großen Flut auf Bochumer Gebiet bewirkte. Viele Linden-Dahlhauser können sich immer noch gut an die schrecklichen Bilder
des Hochwassers von 1943 erinnern. Denn bis in den Bochumer Südwesten waren die Wassermassen gekommen:
In der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 1943 warfen britische Flugbomber speziell entwickelte Roll- bzw. Rotationsbomben auf die
Möhnesee-Sperrmauer und führten damit die „Operation Chastise“ (Züchtigung) durch. Die Talsperren im Sauerland sollten gesprengt
werden, um u.a. die Wasserversorgungen im Ruhrgebiet abzuschneiden und damit auch letztlich die Rüstungsindustrie zu schwächen.
Da der Möhne-Stausee zu dieser Zeit bis zum Rand gefüllt war, ergossen sich nach erfolgter Sprengung der Staumauer die Wassermassen
bis ins Ruhrtal. Sie rissen alles mit, was im Wege stand: Menschen, Tiere sowie Häuser und hinterließen eine Spur der Verwüstung.
Etwa 1600 Menschen sind durch die Bombardierung der Möhnetalsperre in den Fluten ums Leben gekommen, darunter 1000 „Zwangsarbeiter“
bzw. Kriegsgefangene.
Auch wenn es in Linden-Dahlhausen zum Glück keine Toten durch die große Flut gab, hinterließ das Hochwasser auch hier eine Schneise
der Verwüstung und Zerstörung, dass sich noch 70 Jahre nach dieser Katastrophe die noch heute lebenden Augenzeugen gut an die
schrecklichen Bilder erinnern. Als Erinnerung und Mahnung an die Ereignisse von 1943 haben nun in Dahlhausen der Bergmannstisch
Bochum-Süd, die Naturfreunde und der VHS-Geschichtskurs eine Informationstafel aufstellen lassen.
Schon seit einigen Jahren besteht eine freundschaftliche Verbindung zwischen den drei Gruppen. Immer wieder wurde der Bergmannstisch
für Wanderungen auf dem bergbauhistorischen Lehrpfad für sachkundige Führungen oder für Vorträge zur Bergbaugeschichte von den
Naturfreunden „gebucht“, um im Sinne der Naturfreunde, die Verbundenheit mit Heimat und Bildung miteinander zu verbinden.
Bei einer solchen Gelegenheit im Frühjahr dieses Jahres bemerkte Jochen Hopmann von den Naturfreunden, dass es doch bedauerlich sei,
dass gar nichts im Ort an die Flut vor 70 Jahren erinnert: „Wir müssten doch eine Infotafel aufstellen, zur Erinnerung aber auch
Mahnung an das, was hier geschah, damit auch nachfolgende Generationen sich erinnern können“, wandte er sich an die Bergbau- und
Heimatforscher. Dieses Anliegen stieß bei beiden Gruppen auf großes Interesse und man begann zügig mit den Vorbereitungen. Der Text
mit historischen Ansichten auf der Tafel stammt von den Heimatforschern, die auch bei der Tafelgestaltung beraten haben.
Mitglieder des Bergmannstisches Bochum-Süd stimmen den Text für die Erinnerungstafel im Sommer 2013 ab.
Der Text wurde mit den Naturfreunden abgestimmt, die das Sponsoring der Tafel übernommen haben. Außerdem haben sich die Naturfreunde auch um die Organisation des Festaktes „Tafelübergabe“ gekümmert.
Die Veranstaltung traf auf eine großes Interesse, das auch die Zahl der Gäste belegt.
Anfang Oktober wurde die Tafel von Marc Gräf in Vertretung der Bezirksbürgermeisterin Bochum-Süd Doris Erdmann mit Jochen Hopmann für die Naturfreunde - als Spender der Tafel - an die Öffentlichkeit übergeben. Es waren rund 80 interessierte Bürgerinnen und Bürger zu der Veranstaltung nach Dahlhausen gekommen, darunter auch einige Augenzeugen von damals.
Die Enthüllung der Tafel durch die "Offiziellen" (v.l.n.r. Walter Gantenberg, Marc Gräf, Jochen Hopmann und Engelbert Wührl).
Jochen Hopmann und Günter Hartbecke von den Naturfreunden hatten die gelungene Veranstaltung unter Mitwirkung vieler
helfender Hände organisiert. Die Musiker der Bezirksmusikschule unter der Leitung von Uwe Kaysler untermalten musikalisch die Veranstaltung
und ließen es sich wohl auch mit einem Augenzwinkern nicht nehmen, beim Enthüllen der Tafel Beethovens Neunte „Freude schöner Götterfunken“ zu
spielen.
Viele Anwesende freuten sich darüber, dass mit einem solchen Schild die Ereignisse von 1943 nicht in Vergessenheit geraten werden.
„Sind doch schon so viele nicht mehr da, die davon berichten können“, klang es immer wieder bedauernd durch die Zuschauerreihen. Zu
einem erklärenden Text sind Fotos von damals von dem Unglück zu sehen, die die Dramatik des Hochwassers veranschaulichen. Die
Erinnerungstafel steht am „Mahnmal der Trauernden“, Ecke Dr.-C.-Otto-Straße/Eiberger Straße neben der ehemaligen Post. Das Denkmal der
Trauernden aus Stein von Hans Gerwing wurde 1929 aufgestellt und erinnert an die toten Soldaten des ersten Weltkriegs mit der Aufschrift:
Könnten Tränen Euch Wecken, Würdet Ihr Leben.
Die Tafel mit den Informationen zur Möhneflut zum Nachlesen (anklicken).
Die Mitglieder von Bergmannstisch Bochum-Süd e.V., VHS-Geschichtskurs sowie den Naturfreunden als Initiatoren der Tafel erklärten in ihren Ansprachen den vielen Gästen ihre Beweggründe zum Aufstellen dieser Tafel.
„Kinderbettchen schwammen im Hochwasser, das durch Dahlhausens Straßen drängte“, erinnern sich zwei Frauen an die
erschreckenden Bilder von damals. „Alles wurde mitgerissen.“ Die beiden Augenzeuginnen mischten sich unters Publikum bei der Feierstunde.
Von vielen Anwesenden klang es oft: “Schlimm war es.“
Ein Zeitzeuge, der von einer Erholungskur am 18. Mai 1943 als Achtjähriger zurückkam, erinnert sich heute: „Meine Mutter, holte mich
vom Bahnhof in Bochum ab. Nach Oberdahlhausen fuhren wir mit der Straßenbahn, der Linie 20. Ich erinnere mich noch gut, dass meine Mutter
irgendwie bedrückter Stimmung war. Es schien, als ob sie Angst hätte, mir etwas zu erzählen. Ziemlich schweigsam kamen wir zu Hause an.
Wir wohnten zu der Zeit im Meinholtweg zur Miete. Vor unserem Haus in der „Selbsthilfe-Siedlung“ erweiterte sich der damals noch
unbefestigte Meinholtweg zu einem Wendeplatz für Fuhrwerke. Von dieser Stelle aus hatte man eine gute Aussicht und einen freien Blick
ins Ruhrtal, besonders zum Bereich der Altendorfer Eisenbahnbrücke und zum dortigen Wassergewinnungsgelände. Das Ruhrtal war überflutet.
Nun war dort ein riesiger, schmutzig grauer See zu sehen. Er füllte das ganze Ruhrtal aus. Nur die oberen Teile der Brücke ragten aus
dem Wasser heraus. Ich fragte meine Mutter, was das wäre. Sie aber gab mir keine Antwort, sondern rief nur mit einem ganz erschreckten
Gesichtsausdruck: „Komm schnell herein!“ In der Wohnung erzählte sie mir dann, was geschehen war und dass man nicht darüber sprechen
darf.“ Das nationalsozialistische Regime konnte eine solche Niederlage im eigenen Land nicht zugeben. Der Oberdahlhauser erinnert sich
noch daran, dass das Leitungswasser in ihrem und in den Nachbarhäusern abgestellt worden war, da man es nicht trinken durfte: „Wir holten
noch einige Tage in Wassereimern am gegenüberliegenden Kotten Wasser aus dem Ziehbrunnen.“ Kurz darauf fuhr der Junge mit der
Kinderlandverschickung mit zahlreichen anderen Kindern aus Linden-Dahlhausen ins vor Bomben sichere Pommern. Eine andere Augenzeugin
berichtet: „In den Ruhrwiesen lagen ertrunkene, aufgeschwemmte Pferde, Kühe, Schweine, Möbelstücke und Unrat. Es war ein furchtbarer
und trostloser Anblick.“ „ Als wir ruhrabwärts blickten, sahen wir, wie sich das auf Stelzen stehende Bootshaus plötzlich anhob, sich
um sich selbst drehte und fortgerissen wurde“, weiß ein weiterer Linden-Dahlhauser zu berichten. „Die Kassenberger Straße und die
Dr.-C-Otto-Straße waren völlig überflutet, das damalige Postamt stand inmitten der Fluten. Im schönen und sonnigen Mai war man nicht
auf ein Hochwasser eingerichtet, viele Menschen kamen in den Fluten ums Leben, weil sie sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen
konnten.“
Auch noch 70 Jahre nach dieser Katastrophe können sich die noch lebenden Augenzeugen gut an die schrecklichen Bilder erinnern.
Beim anschließenden Vortrag über die große Flut im Naturfreundetreff an der Dr.-C.-Otto-Straße in Dahlhausen waren nach der Tafelübergabe
nochmals über 50 Zuhörer erschienen und auch hier war Erinnern ausdrücklich erwünscht. Engelbert Wührl zog mit seinem Vortrag die
Anwesenden in seinen Bann. Die vielen alten Fotos vereinfachten das Erinnern; denn wie es oft ist, konnten sich viele Anwesende beim
Betrachten der Bilder wieder besser erinnern und sie begannen zu erzählen: Von damals, von früher. Wie es war, wie sie es erlebt haben.
Sie wollten sich erinnern, um nicht zu vergessen. So auch der 83-jährige Rolf-Dieter Sievering: „Ich habe als 13-Jähriger die Flut
kommen sehen“, erinnert er sich.
Der Zeitzeuge Rolf-Dieter Sievering.
„Mein Vater war damals bei der Wasserwirtschaft tätig. Das Stellwerkshäuschen an der Pontonbrücke in Dahlhausen hatte eine Warnung
bekommen, dass Hochwasser kommen würde. Wir wohnten an der Lewacker Straße und mit einigen anderen Jungen sind wir oben auf den Berg
geklettert und haben gesehen, wie sich das Wasser den Weg bahnte. Überall waren im schlammigen Wasser Tierkadaver, Pferde und Kühe, ganz
viel Holz und Baumstämme. Die Pontonbrücke auf der Dahlhauser Seite hatte sich losgerissen und war nur noch mit dem Ufer auf der Altendorfer
Seite mit Seilen verbunden. Die Brücke war dann inzwischen auf diese Seite geschwommen. Die Verbindung war gekappt.
Ruhrabwärts geblickt sahen wir, wie sich das Bootshaus vom Linden-Dahlhauser Kanuclub (LDKC) auf einmal in die Höhe hob, sich ein paar
Mal um sich selbst drehte und dann flussabwärts getrieben wurde. An der Eisenbahnbrücke zerschellte es dann.
Vom LDKC aus wurden wir Kinder dann auch in kleine Boote gesetzt. Zwei Jungen pro Boot waren wir und wir holten Butterbrote an einem
Haus in der Dr.-C.-Otto-Straße ab, die wurden dort gestrichen und belegt. Wir bekamen sie dann und brachten sie so den Familien, die
durch das Hochwasser abgeschnitten waren und sich nicht selbst verpflegen konnten.“
LDKC beim Hilfseinsatz (anklicken zum Vergrößern).
Auch wenn offiziell nicht fotografiert werden durfte, ist das Hochwasser der Möhneflut auch in Linden-Dahlhausen
festgehalten worden: Der Rennmannschaftskanadier des LDKC versorgt die Dahlhauser Bevölkerung mit dem Nötigsten und transportiert in
dringenden Fällen auch Kranke, Alte und Kinder.
Rolf-Dieter Sievering zeigte sich sehr angetan, dass sich die Gruppen wie Bergmannstisch, VHS-Geschichtskurs und Naturfreunde
zusammengeschlossen haben und mit Erinnerungstafeln und Aktionen an solche Ereignisse erinnern. „Ich war vor dreißig Jahren, als der
VHS-Geschichtskurs Augenzeugenberichte zum Möhnehochwasser sammelte und später als Buch herausbrachte, beruflich zu sehr eingespannt,
um meine Berichte darin mit einfließen zu lassen. Das habe ich versäumt. Daher möchte ich nachträglich meine Erinnerungen wiedergeben.
Ich wünsche mir, dass solche schrecklichen Ereignisse wie die von damals sich nicht wiederholen und die nachfolgenden Generationen
vom Krieg verschont bleiben.“
Am 12. Juni stand die Besichtigung der Giesserei Kätker auf dem Programm zusammen mit dem VHS-Kurs zur Geschichte
von Linden und Dahlhausen. Der heutige Betrieb ist mit knapp 10 Beschäftigten recht überschaubar (früher bis 160). Er liegt unauffällig
am Brannenweg und produziert u.a. Lagerhülsen für Windräder im Messingguss, die im mm-Bereich vorgedreht ausgeliefert werden.
Gezeigt wurde der Guß einer Hülse und die Bearbeitung der abgekühlten, aber noch heißen Werkstücke in der Dreherei.
Wie auch kleinere Teile entstehen konnte an dem frisch gegossenen Andenken (Arbeiter mit Gußpfanne), das glatt poliert jetzt in der
Bergbausammlung steht, beobachtete werden.
Besuchergruppe in der Gießereihalle bei der Führung mit Herrn Kätker (2012)
Fertig gedrehtes Werkstück auf dem Transport zum Abkühlen
Die Gussform für das Erinnerungsstück (Giessereiarbeiter) wird befüllt. Ein Klick auf das Bild unten zeigt die Feinstrukturen.
Am 12. Oktober wurde die Informationstafel am ehemaligen Wetterschacht der Zeche Friedlicher Nachbar im Papenloh
in Bochum-Sundern eingeweiht. Sie liegt zwar nicht im Bereich des vom Bergmannstisch betreuten Gebietes, wurde aber von ihm konzipiert
und er sorgte auch für die Ausführung.
Der Spender ist Manfred Bähr vom Knappenverein Schlägel und Eisen Stiepel. Die Idee dazu kam auf seiner hier entlangführenden Joggingrunde.
Er übergab die Tafel zusammen mit der Bezirksbürgermeisterin Doris Erdmann und dem Vorsitzenden des Bergmannstisches Walter E. Gantenberg
der Öffentlichkeit. Neben den Knappenvereinen waren Mitglieder des "Vereins zur Erforschung der Stiepeler Geschichte" dabei und zur musikalischen
Abrundung der Spielmannszug Eppendorf.
Herr Bähr stellte kurz die Geschichte des Wetterschachts vor. Die Aufmerksamkeit der jüngeren Gäste hielt sich in Grenzen.
Die drei "Offiziellen". Links Walter E. Ganterberg, in der Mitte Doris Erdmann und rechts Manfred Bähr.
Das Lüftergebäude ist fast original erhalten. Die Fenster und Dächer wurden leicht verändert, als ein Investor um 1990 hier ein Hotel plante. Noch in der Umbauphase ging er in Konkurs. Ein neuer Interessent konnte seitdem nicht gefunden werden.